Reizmagen und Reizdarm

Kamillentee

Ein großer Teil der Bevölkerung leidet in Deutschland unter Magen- und Darmbeschwerden, ohne dass hierfür mit den gängigen Untersuchungsmethoden wie Magen- oder Darmspiegelung, Ultraschall und CT eine Ursache gefunden werden kann. Diese Befindlichkeitsstörungen werden unter den Begriffen Reizmagen und Reizdarm zusammengefasst. 

Buntes Beschwerdebild 

Die Beschwerden des Reizmagens umfassen Oberbauchschmerzen, Druck im Oberbauch, Übelkeit, Brennen im Oberbauch, Völlegefühl, Luft im Bauch und Aufstoßen. Die Beschwerden des Reizdarms sind Bauchschmerzen, vorwiegend im Unterbauch, Verstopfung oder Durchfall, Blähungen und Schleimabgänge. Oft treten im Zusammenhang mit beiden Krankheitsbildern Begleitsymptome wie Hitzewallungen, schnelles Schwitzen, Verspannungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und andere körperliche Missempfindungen auf. Das Beschwerdebild kann wechselhaft sein. 

Ursachen 

Die Ursachen von Reizdarm und Reizmagen sind bislang unklar. Es wird eine multifaktorielle Ursache vermutet. Das bedeutet, dass mehrere Ursachen gemeinsam verantwortlich gemacht werden. Oft kommen Stress und andere psychische Belastungen infrage. Wahrscheinlich liegt auch eine Überempfindlichkeit der Rezeptoren im Darm vor, die dann auf kleine Mengen Gas oder Kot eine starke Tätigkeit der Magen- und Darmmuskulatur hervorrufen. Auch können Störungen des autonomen Nervensystems – das sind die Nerven, die die inneren Organe versorgen und nicht willkürlich beeinflusst werden können – ein buntes Beschwerdebild verursachen. 

Diagnostik 

Die Diagnostik dieser beiden Störungen ist schwierig und erfolgt als sogenannte „Ausschlussdiagnostik“. Dies bedeutet, dass vor der Diagnosestellung gewisse Untersuchungen durchgeführt werden müssen, die andere (unter Umständen sogar ernsthafte) Erkrankungen ausschließen. Hierzu gehören eine Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane, beim Reizmagen eine Magenspiegelung und beim Reizdarm eine Darmspiegelung. Eine Computertomographie wird - auch wegen der Strahlenbelastung – von Experten als nicht notwendig erachtet. Ebenso ist eine Kernspintomographie nicht nötig, da hier kein Informationsgewinn zu erwarten ist. 

Therapie 

Die Therapie sollte nach den Bedürfnissen der Patienten erfolgen. Im Vordergrund steht ein Stressabbau, z.B. durch Entspannungsübungen, Yoga oder eine Umstrukturierung des Lebenswandels. Regelmäßige körperliche Betätigung ist zu empfehlen. Gemieden werden sollten Ballaststoffe, da diese das Beschwerdebild sogar verschlimmern können. Zu den Ballaststoffen gehören z.B. ungekochte Getreide, rohe Früchte und rohe Gemüse. Auch werden scharfe Gewürze, Datteln und andere Trockenfrüchte, fette Speisen, kohlensäurehaltige Getränke oder Alkohol nicht vertragen. Lindernd sind oft milde Gewürze sowie Fenchel-, Anis- oder Kümmeltee. Grundsätzlich darf aber gegessen werden, was vertragen wird, eine spezielle Diät gibt es nicht. Es kann hilfreich sein, ein Ernährungstagebuch zu führen, um zu sehen, nach welchen Speisen die Beschwerden auftreten. Auch wird empfohlen, kleinere Portionen zu essen. Oftmals bewirkt schon ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch über die Ursachen der Beschwerden eine Beruhigung; viele Patienten sind froh, dass keine lebensbedrohliche Erkrankung vorliegt. Medikamente werden nur zeitlich begrenzt und symptomorientiert eingesetzt. Manchmal sind pflanzliche Präparate wirksam. Bei ausgeprägter Beschwerdesymptomatik kann auch eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll sein.


Diese Seite zum Download (PDF)